The Guess Who in wechselnden Besetzungen und ihre Live-Auftritte waren wohl fast immer allererste Sahne. Eine CD-Sammlung nur mit den Studio-Alben kann das nicht widerspiegeln. Das Paramount-Konzert 1972 gehört zu den besten Live-Alben überhaupt (74 min: Burton Cummings, Kurt Winter, Garry Peterson, Don McDougall, Jim Kale). Mit einer Langversion ihres größten Hits (17 min American Woman) und einem verrückt-spontanen Übergang zum nächsten Stück. Im Jahre 2000 gab es eine Revival-Tour mit ähnlicher Titelauswahl auf CD (68 min: Burton Cummings, Randy Bachman, Garry Peterson, Don McDougall, Bill Wallace).
Neuigkeiten
Die besten Eisenbahnfilme
(veröffentlicht auch im Rundbrief des VCD-Landesverbandes Brandenburg zum Jahresende 2016)
Bahnhöfe und Züge spielen in vielen Filmen eine Rolle, handelt es sich doch bei Schienen um eins der bedeutendsten Netzwerke der Menschheitsgeschichte. Dass die Eisenbahn schon im Filmtitel auftaucht, ist wesentlich seltener der Fall.
1926: Der General (The General, USA, Regie Buster Keaton und Clyde Bruckman)
Stummfilm-Star Buster Keaton, immer auch sein eigener Stuntman, wird von machen als der beste Filmschauspieler überhaupt angesehen. Die Handlung seines längsten eigenen Films ist eine Ausschmückung des sogenannten Andrews-Überfalls 1862 während des amerikanischen Bürgerkrieges, bei dem die Dampflokomotive »General« von Nordstaaten-Spionen entführt, aber von ihrem Südstaaten-Lokführer zurückerobert wurde. Die Komödie lebt von Keatons Gags und gilt heute als ein Meisterwerk des Stummfilms, konnte jedoch ihre hohen Produktionskosten nicht zeitnah einspielen, was Keatons Handlungsfreiheit anschließend stark beschränkte.
1976: Trans-Amerika-Express (Silver Streak, USA, Regie Arthur Hiller, Musik Henry Mancini)
Ein sanftmütiger Buchverleger (Gene Wilder) lernt im Zug von Los Angelas nach Chicago eine hübsche Sekretärin (Jill Clayburgh) kennen, ab ihrem ersten Schäferstündchen kommen sie zufällig in Kontakt mit einer kriminellen Bande. Am Schluss rast der Express in den Kopfbahnhof, doch es gibt keinen Personenschaden und die Bande kann verhaftet werden. Unterhaltsamer Action-Klamauk ohne Tiefgang, aber mit Happy End.
1997: Zugvögel … Einmal nach Inari (FI / D, Regie Peter Lichtefeld)
Als Hannes (Joachim Król) für den »Internationalen Kursbuchkenner-Wettbewerb« In Inari keinen Urlaub bekommt, rastet er aus und kündigt seinen Dortmunder Arbeitsplatz. Die Chefsekretärin nutzt die Gelegenheit, um den Panzerschrank der Firma zu leeren. Hannes wird verdächtigt, kann sich aber bis zum Wettbewerb durchschlagen. Dort riskiert er seinen Sieg, um der Finnin Sirpa (Outi Mäenpää) zu imponieren.
1998: Zug des Lebens (Train de vie, FR / BE / NL / RO / IL, Regie Radu Mihăileanu, Musik Goran Bregović)
Kann man den Holocaust mit einer gehörigen Portion Humor aufarbeiten? Tatsächlich! 1941 ahnen die Juden eines Schtetls ihre bevorstehende Deportation. Der »Dorftrottel« Schlomo (Lionel Abelanski) schlägt die Flucht mit einem gefaktem Deportationszug zunächst in die Sowjetunion vor. Alte Waggons und eine nahezu schrottreife Dampflokomotive werden gekauft. Man teilt sich in die vermeintlichen Häftlinge und die vermeintliche Wachmannschaft auf. Dann setzen die Juden alles auf diese Karte.
2003: Festival Express (UK, Regie Bob Smeaton)
So richtig legendär wurde das Woodstock-Festival 1969 durch den wenige Monate später erschienen Dokumentarfilm. Im darauffolgenden Sommer unternahmen prägende Musiker der Flower-Power-Generation gemeinsam (unter anderem: Janis Joplin, Grateful Dead, The Band, Mashmakhan, Sha Na Na) eine fast ebenso kultige Tournee per Sonderzug durch Kanada. Der Film dazu entstand jedoch erst 33 Jahre später.
weiterhin sehenswert
1963: Der Transport (D, Regie Jürgen Roland und Herbert Viktor)
1975: Die Olsenbande stellt die Weichen (Olsen-Banden på sporet, der siebte der zwischen 1968 und 1998 erschienenen Olsenbande-Filme, DK, Regie Erik Balling, auch beim dritten Film gibt es übrigens etwas Schienenverkehr)
2001: Heinrich der Säger (D, Regie Klaus Gietinger, mit Rolf und Meret Becker)
2003: Station Agent (USA, Regie Tom McCarthy, mit Peter Dinklage)
2004: Das Leben ist ein Wunder (Život je čudo, FR / SCG, Regie Emir Kusturica, Musik Emir Kusturica und Dejan Sparavalo)
2009: Sin Nombre (MX / USA, Regie Cary Jôji Fukunaga)
Cal Tjader
Callen Radcliffe Tjader war DER Vibraphonist des Latin Jazz. Eher ein zuverlässiger Bandleader als ein frecher Innovator. Virtuos, locker, swingend, anheimelnd, … Engländer würden das vielleicht sophisticated nennen. Meine drei Favoriten unter den mir bekannten Platten sind zwei asiatisch angehauchte 1963 (Several Shades of Jade, Breeze from the East) und ein Konzertmitschnitt 1976 aus San Francisco (Grace Cathedral Concert).
Die ödeste Musikdekade
… mindestens der Zeitspanne seit 1945 waren die 1980er Jahre, Jazz und Blues lagen darnieder, ebenso der Progressive Rock. Supertramp und Blondie hatten ihren Zenit bereits überschritten, Magma legte eine Pause ein, noch warteten Grunge sowie Mittelalter- und Weltmusik auf ihren Durchbruch. Die Zahl der wirklich guten, international erfolgreichen Bands, sie lässt sich fast an zwei Händen abzählen. Hearts kommerziell erfolgreichstes Album erschien 1985, Madness löste sich 1986 vorübergehend auf, die acht Studioplatten von Kino (Виктор Цой и группа Кино) entstanden zwischen 1982 und 1991. Dann gab es ein paar Singer-Songwriter wie Leonard Cohen und Tom Waits, in Deutschland beispielsweise Reinhard Mey und Hans Hartz, außerdem wurden Philip Glass und Andreas Vollenweider mit ihren meditativen Sounds berühmt. That´s all, isn´t it?
Welches aber war das spannendste Jahr der Musikentwicklung? 1969?
Und jetzt? Internet-Gewohnheiten fördern zunehmend simple Strickmuster, Langeweile, Uniformität, …
Museumsdorf Düppel

Im Süden Berlins an der Stadtgrenze zu Kleinmachnow wird märkisches Dorfleben aus der Zeit um 1200 auf wissenschaftlicher Grundlage rekonstruiert. Für die populäre Vermischung von Fantasy und Mittelalter bleibt da wenig Spielraum. 1975 begann der Museumsbetrieb. Besonders empfehlenswert für Familien mit Kindern. Auch Besucher dürfen einige Häuser betreten und alte Handwerkstechniken werden erklärt.
Zwischen 2014 und 2018 arbeitete ich in der Gartengruppe mit. Es existieren kaum Quellen über Bauerngärten um 1200. Natürlich verzichten wir auf die nach Kolumbus eingeführten Pflanzen. Wahrscheinlich gab es täglich Getreidebrei.
Weidenblättrige Birne
Morgendlicher Schneematsch

Beatles Cover
Die Beatles werden tausendfach nachgespielt, doch ich kenne darunter bisher nur drei ihrer Musik ebenbürtige Tonkonserven:
- Mike Westbrooks Oktett »erweiterte« beim Willisau Jazz Festival 1989 die beste Platte der Beatles (Abbey Road, 44 min) unter Beibehaltung der Titelfolge durch teilweise schrille Improvisationen (Off Abbey Road, 74 min live), der Spaß steckt an.
- Eher Stilparodien als Coversongs produzierten die Rutles ab 1975, ihre Alben erschienen 1978 und 1996.
- Das Filmmusical »Across The Universe« 2007 verwendete nostalgisch rückblickend ausschließlich Kompositionen der Beatles, mit großem Respekt eingespielt. Oft softer als die Originale, aber nie kitschig. Eigentlich mag ich weder A-capella-Anfänge noch Ritardando-Schlüsse, aber hier passt alles.
Meine Braut ist übersinnlich
Sympathisches Weihnachtsmärchen (USA 1958, 98 min)
Eine Hollywood-Romantikkomödie von 1958 mit Kim Novak und Jack Lemmon, da verrate ich wohl kein Geheimnis, dass es nach manchen Umwegen zum Happy End kommt. Im Verlauf ziemlich vorhersehbar, das Filmerlebnis entsteht nicht aus einer spannenden Handlung, sondern aus einer beschwingten Jonglage mit Märchensymbolen. Sicher kann man dem Film vorwerfen, seicht zu sein, aber mancher will eben nicht ständig knallharte Dokus über die Schlechtigkeit der Welt sehen.
Akzeptiert man die geschilderten »übersinnlichen« Kräfte (blöde Übersetzung, magisch oder zauberhaft wäre besser) von vier der sieben Hauptpersonen, so ist der Ablauf der Liebeswirren ohne logische Fehler, allerdings halte ich den damals fünfzigjährigen James Stewart mit seinen theatralisch aufgerissenen Augen nicht für die optimale Besetzung (na ja, er sieht jedenfalls noch zeugungsfähig aus). Weiterhin spielt ein Kater mit, im Zodiac-Club treten die Trompeter Pete und Conte Candoli auf (sie pusten einen tollen, leider nur kurzen Bebop-Ohrwurm), außerdem der Sänger Philippe Clay. Im Gegensatz zu vielen anderen Hollywood-Streifen ein Beispiel dafür, dass man keine Unsummen für Kulissen ausgeben muss, um einen guten Film zu drehen (einige Innenräume, der vielleicht stimmungsvollste Jazzkeller der Filmgeschichte, ein verfallendes Landhaus, winterliche Kiezstraßen in Greenwich Village, eine Aufnahme des Flatiron Buildings und eine Aufnahme vom Central Park). Auch das Tempo der Handlung ist unspektakulär (nach heutigen Maßstäben vielleicht sogar zu bedächtig), so, als würde jemand am Kamin aus einem Buch vorlesen.
Einer der schönsten Weihnachtsfilme, welchen ich kenne. Alles passt, da braucht man keine tricktechnischen Revolutionen. Zwar spricht die gelegentliche Schmuserei des Liebespaares nicht vordergründig kleine Kinder an, aber den Aufdruck FSK 12 auf meiner DVD von 2009 kann ich bei dieser harmlosen Hexengeschichte nicht nachvollziehen. Sollte ich irgendwann einen Kater besitzen (eher unwahrscheinlich), wird er Pyewacket heißen. Übrigens, inzwischen hat selbst manche Kleinstadt an aufdringlichem Kommerzgeflimmer das New York von damals überholt.
Die Lienewitzseen

Zwei Seen im Kiefernwald mit Vogelgezwitscher, Kaulquappen, Schilf, Erlen, Pfifferlingen, … der Weg neben der »großen« Badestelle im Nordosten ist für mich der schönste Fußballplatz der Welt: Man braucht dazu vier Stöckchen zur Markierung der Tore und zwei bis drei Kinder als Mitspieler.
2002 wurde das Gebiet Lienewitz-Caputher Seen- und Feuchtgebietskette (368 ha) unter Naturschutz gestellt. Drei Kilometer Fußweg entfernt befindet sich der Wietkiekenberg (125 m) mit einer 2015 eröffneten Aussichtsplattform.
Eolomea
Melodramatisches Märchen. Nix für Action-Fans. Ziemlich einzigartig. (DDR 1972, 82 min)
Die Erde untersteht einer friedlichen Gesamtregierung, dennoch gibt es natürlich Herausforderungen mit ungewissem Ausgang und Probleme aus zwischenmenschlichen Gefühlen. Ja, 1972 stellte man sich die Globalisierung wirklich so vor. Jeder scheint eine halbwegs sinnvolle Arbeit zu haben, Statussymbole und Standesunterschiede gibt es nicht. Der Inhalt trifft einige meiner Grübeleien mit einer gewissen Verfremdung auf den Punkt, da ist mir das manchmal bemängelte Niveau der Effekte so was von egal. Im Gegenteil, trashige Details wie das Schild „Nicht öffnen, bevor der Zug hält“ aus DDR-Eisenbahnwaggons im Cockpit eines kleinen Raumschiffs oder die Lochstreifengeräte erhöhen eher den Genuss.
Mit etwas Spitzfindigkeit könnte man allerdings steife Nebenrollendarsteller bemängeln und sogar Logikfehler aufdecken, beispielsweise ist Daniel Lagny am Schluss schneller wieder auf seinem Außenposten als die vor ihm gestartete Flotte unter Sima Kun. Na wenn schon, da hat ein Taxi eben einen Brummi überholt.
Kult! Hätten wir doch bloß jetzt solche „Konflikte“ statt einer Welt voller Finanzspekulationen und Glaubenskriege! Beim Wiedersehen nach vielen Jahren habe ich geheult! Über die mit leichten Hippie-Anklängen versehene Lovestory im Film, aber auch über vertane Chancen echter gesellschaftlicher Entwicklungen seitdem. Bin ich naiv?