(veröffentlicht auch im Rundbrief des VCD-Landesverbandes Brandenburg zum Jahresende 2016)
Bahnhöfe und Züge spielen in vielen Filmen eine Rolle, handelt es sich doch bei Schienen um eins der bedeutendsten Netzwerke der Menschheitsgeschichte. Dass die Eisenbahn schon im Filmtitel auftaucht, ist wesentlich seltener der Fall.
1926: Der General (The General, USA, Regie Buster Keaton und Clyde Bruckman)
Stummfilm-Star Buster Keaton, immer auch sein eigener Stuntman, wird von machen als der beste Filmschauspieler überhaupt angesehen. Die Handlung seines längsten eigenen Films ist eine Ausschmückung des sogenannten Andrews-Überfalls 1862 während des amerikanischen Bürgerkrieges, bei dem die Dampflokomotive »General« von Nordstaaten-Spionen entführt, aber von ihrem Südstaaten-Lokführer zurückerobert wurde. Die Komödie lebt von Keatons Gags und gilt heute als ein Meisterwerk des Stummfilms, konnte jedoch ihre hohen Produktionskosten nicht zeitnah einspielen, was Keatons Handlungsfreiheit anschließend stark beschränkte.
1976: Trans-Amerika-Express (Silver Streak, USA, Regie Arthur Hiller, Musik Henry Mancini)
Ein sanftmütiger Buchverleger (Gene Wilder) lernt im Zug von Los Angelas nach Chicago eine hübsche Sekretärin (Jill Clayburgh) kennen, ab ihrem ersten Schäferstündchen kommen sie zufällig in Kontakt mit einer kriminellen Bande. Am Schluss rast der Express in den Kopfbahnhof, doch es gibt keinen Personenschaden und die Bande kann verhaftet werden. Unterhaltsamer Action-Klamauk ohne Tiefgang, aber mit Happy End.
1997: Zugvögel … Einmal nach Inari (FI / D, Regie Peter Lichtefeld)
Als Hannes (Joachim Król) für den »Internationalen Kursbuchkenner-Wettbewerb« In Inari keinen Urlaub bekommt, rastet er aus und kündigt seinen Dortmunder Arbeitsplatz. Die Chefsekretärin nutzt die Gelegenheit, um den Panzerschrank der Firma zu leeren. Hannes wird verdächtigt, kann sich aber bis zum Wettbewerb durchschlagen. Dort riskiert er seinen Sieg, um der Finnin Sirpa (Outi Mäenpää) zu imponieren.
1998: Zug des Lebens (Train de vie, FR / BE / NL / RO / IL, Regie Radu Mihăileanu, Musik Goran Bregović)
Kann man den Holocaust mit einer gehörigen Portion Humor aufarbeiten? Tatsächlich! 1941 ahnen die Juden eines Schtetls ihre bevorstehende Deportation. Der »Dorftrottel« Schlomo (Lionel Abelanski) schlägt die Flucht mit einem gefaktem Deportationszug zunächst in die Sowjetunion vor. Alte Waggons und eine nahezu schrottreife Dampflokomotive werden gekauft. Man teilt sich in die vermeintlichen Häftlinge und die vermeintliche Wachmannschaft auf. Dann setzen die Juden alles auf diese Karte.
2003: Festival Express (UK, Regie Bob Smeaton)
So richtig legendär wurde das Woodstock-Festival 1969 durch den wenige Monate später erschienen Dokumentarfilm. Im darauffolgenden Sommer unternahmen prägende Musiker der Flower-Power-Generation gemeinsam (unter anderem: Janis Joplin, Grateful Dead, The Band, Mashmakhan, Sha Na Na) eine fast ebenso kultige Tournee per Sonderzug durch Kanada. Der Film dazu entstand jedoch erst 33 Jahre später.
weiterhin sehenswert
1963: Der Transport (D, Regie Jürgen Roland und Herbert Viktor)
1975: Die Olsenbande stellt die Weichen (Olsen-Banden på sporet, der siebte der zwischen 1968 und 1998 erschienenen Olsenbande-Filme, DK, Regie Erik Balling)
2001: Heinrich der Säger (D, Regie Klaus Gietinger, mit Rolf und Meret Becker)
2003: Station Agent (USA, Regie Tom McCarthy, mit Peter Dinklage)
2004: Das Leben ist ein Wunder (Život je čudo, FR / SCG, Regie Emir Kusturica, Musik Emir Kusturica und Dejan Sparavalo)
2009: Sin Nombre (MX / USA, Regie Cary Jôji Fukunaga)