75 Jahre …

… zu früh reißt die Erde das ursprünglich für 2100 postulierte »Klimaziel«. Und erstens wäre selbst dieses Ziel eine zu schnelle Klimaänderung für die natürlichen Lebensgrundlagen unserer Enkel, und zweitens wird die angestoßene Entwicklung nicht zum Ende des Jahrhunderts plötzlich stoppen.
2024 war global das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, um 1,6 Grad wärmer als zu vorindustrieller Zeit. Diese Superlativ trifft erst recht auf Deutschland zu, nach dem heißesten Jahr 2023 mit 10,6 °C Durchschnittstemperatur sprang 2024 gleich auf 10,9 °C. 2025 scheint dem Trend zu folgen, bisher gab es weniger Frosttage und weniger Niederschlag als üblich.

Phänologische Jahreszeiten

Ein Klimarekord jagt den nächsten, dramatische Szenarien drohen. Die meteorologischen (Beginn am 1. 3., 1. 6., 1. 9., 1. 12.) und kalendarischen (Beginn am 20. 3., 21. 6., 23. 9., 21. 12.) Jahreszeiten verschieben sich dabei nicht, wohl aber die phänologischen.

  • Vorfrühling: Beginn mit Blüte von Hasel und Schneeglöckchen, erste Aktivitäten von Hummeln und Maulwürfen, Stare kehren zurück, Ende mit Blüte von Salweide und Erle.
  • Erstfrühling: Blüte von Buschwindröschen und Forsythie, Laubentfaltung bei Beerensträuchern sowie Birken und Buchen, Schwalben kehren zurück.
  • Vollfrühling: Blüte von Apfel und Rosskastanie, Laubentfaltung bei Eichen, Kuckucke rufen.
  • Frühsommer: Blüte von Holunder und Robinie, von Wiesen und Getreidefeldern, erste Heumahd, die erste Singvogel-Brut verlässt das Nest.
  • Hochsommer: Lindenblüte, Beerenernte, Frösche quaken.
  • Spätsommer: Heideblüte, Getreideernte und zweite Heumahd.
  • Frühherbst: Reife von Holunder und Rosskastanie, Höhepunkt der Obsternte, Schwalben ziehen weg.
  • Vollherbst: Kartoffeln und Walnüsse, allgemeine Laubverfärbung, Stare ziehen weg.
  • Spätherbst: Zeit des Laubfalls und Abschluss der Vegetationszeit, Schlehen und Hagebutten sind nach dem ersten Frost vollreif.
  • Winter: Periode zwischen Herbst und Frühling.

Extremhitze in Nordwestamerika

Ziemlich schnell ist eine wissenschaftliche Studie “Rapid attribution analysis of theextraordinary heatwave on the Pacific Coast of the US and Canada” über die Extremhitze in Nordwestamerika im letzten Monat erschienen, Vergleiche mit den Waldbränden in Sibirien und Australien im vergangenen Jahr bieten sich an. Die Autoren rufen dazu auf, Notfallpläne zu überarbeiten und Frühwarnsysteme zu verbessern.

Klimarekorde 2020

Es mag etwas im Kontrast zum derzeit kühlen Frühling in Deutschland stehen, aber kürzlich veröffentlichte der Europäische Klimawandeldienst Copernicus (C3S) eine übersichtliche Datensammlung über das Jahr 2020. Demnach erlebte Europa eben den heißesten Herbst und den heißesten Winter seit Beginn entsprechender Messungen, besonders heftig fiel die Abweichung aber im Norden Sibiriens aus. Gefährlich, denn der Permafrostboden dort stellt ein Kippelement bei der weiteren Klimaentwicklung dar.

Drittes Rekordjahr

Das Gebiet der Hauptstadt ist nun schon deutlich über die bis 2100 angepeilte Obergrenze der Erderhitzung hinaus. Die Jahre 2018 bis 2020 waren in Berlin die drei wärmsten seit Messbeginn der Dahlemer Wetterstation im Jahre 1908. Der Durchschnittswert der Aufzeichnungen (8,8 °C) wurde um jeweils etwa 2,3 Grad überschritten (11,1 °C). Das entspricht sozusagen einer Versetzung der Vegetationsbedingungen um etwa 1000 km in Richtung Sahara. Fehlende Niederschläge verschärfen die Folgen. Beispielsweise sind reine Nadelwälder mittelfristig kaum noch zu retten.