der Kinofilm
Kinostart war am 24. 1. 2008. Überhaupt brachte dieser Monat recht anspruchsvollere Leinwandproduktionen.
Die Ankündigung eines Kinofilms "Die rote Zora" war insbesondere von Fans der Fernsehserie skeptisch aufgenommen worden. Der Film punktet jedoch mit schönen Landschaftsaufnahmen und malerischen Requisiten. Die bösen Rollen werden zu klamaukig dargeboten. Der Schluss präsentiert ein zu glattes Happy-End. Zora und Branko flirten. Oberfiesling Karaman kündigt seinen Weggang aus der Stadt an.
Wegen der deutlich sichtbaren Modernisierungen der letzten Jahre kam Senj als Drehort nicht mehr in Frage. Die aufwendig rekonstruierte Burg beherbergt inzwischen ein Museum. Die Filmemacher entschieden sich schließlich für Aufnahmen in Perast an der Adriaküste Montenegros.
Hier die Hauptdarsteller (Kurzbiographie per Klick):
Quelle der folgenden Absätze: Presseinformationen des Filmverleihs Universal Pictures Germany (mit Klick auf den Pfeil aus- und einklappen)
Über die Produktion: Allgemein
Produzentin Claudia Schröder sicherte sich die Verfilmungsrechte des Romans bereits im Jahr 2000. Sie finanzierte und entwickelte das Projekt und holte den renommierten Filmemacher Peter Kahane als Regisseur und Co-Autor an Bord. Die Durchführung und Weiterentwicklung der Produktion übernahm dann Studio Hamburg unter Federführung der Produzenten Malte Grunert und Ronald Kruschak.
"Bei der Verfilmung halten wir uns eng an den Roman", sagt Malte Grunert, "denn wir achten und respektieren Kurt Helds spannende Abenteuergeschichte. Die rote Zora gehört wie Huckleberry Finn und Oliver Twist zu den unvergesslichen Figuren des Jugendroman-Genres."
"Eine Drehbuchentwicklung ist ein langwieriger Prozess, in dem die Gewichte ein wenig verschoben werden müssen", sagt Regisseur Kahane. "Wir versuchen, die Balance zwischen den emotionalen und aktionsreichen Szenen zu halten und dabei nicht nur der Vorlage gerecht zu werden, sondern vor allem auch unseren jungen Zuschauern."
"In der heutigen Kinderfilmlandschaft ist 'Die rote Zora' ungewöhnlich, weil der Stoff klassisch-historisch anmutet", ergänzt Kruschak. Dabei ist die Geschichte auf sozialer, gesellschaftlicher Ebene in der heutigen Zeit durchaus relevant. Obdachlose Kinder sind ein nach wie vor ein aktuelles Thema: Es gibt Schätzungen, nach denen in Deutschland mehrere tausend Kinder auf der Straße leben, und in Osteuropa noch mehr. Und als Sozialist schlug sich Romanautor Kurt Held auch auf die Seite der kleinen kroatischen Fischer, die vom Großhändler in die Knie gezwungen werden. Diese Art von Konflikt erleben wir doch heute im Zuge der Globalisierung immer wieder. In unserer Story wird dieses Motiv dabei leicht satirisch überspitzt."
"Außerdem handelt die Geschichte von Freundschaft und Solidarität, ebenfalls ein ganz zeitloser Aspekt", fährt Grunert fort. "Wesentlich war für uns der Umstand, dass sehr wenige Kindergeschichten eine starke Mädchenfigur in den Mittelpunkt stellen. Außer den 'Wilden Hühnern' und früher 'Pippi Langstrumpf' findet man kaum Heldinnen. Unsere Zora ist die mutige Anführerin, die Integrationsfigur, die dem Film eine besondere Stellung verschafft."
"Was mir an der Zora sehr gefällt: Dieses Mädchen passt sich nicht an, will sich nicht ins Leben der bürgerlichen Kreise einfügen", sagt Regisseur Kahane. "Wie ihre Freunde ist sie Außenseiterin, geht ihren eigenen Weg. Und dabei entwickelt sie eine unbändige Kraft, die sich aus ihrem Überlebenskampf ergibt. Eine Kraft, die ausreicht, um vier, fünf Jungs mitzuziehen und eine Bande anzuführen."
Über Zora und das neue Bandenmitglied Branko sagt Kahane: "Die beiden sind nicht nur die Hauptfiguren, sie bilden auch die interessanteste Figurenkonstellation, weil Branko ein bisschen ordentlicher und vernünftiger ist als die wilde Zora; er bildet einen wunderbaren Gegenpol zu ihr. Sie reagiert oft unbeherrscht, während er immer genau wissen will, wieso man etwas macht."
Bevor er den Auftrag bekam, hatte Kahane Kurt Helds Roman nicht gelesen, und erst während der Dreharbeiten erfuhr er von seiner Tante, dass es zwischen seiner Familie und dem Kinderbuchautor eine verblüffende Verbindung gibt: "Mein Onkel war bis 1933 Kinderdarsteller an der Volksbühne in Berlin, trat damals zum Beispiel in der Bühnenfassung von 'Emil und die Detektive' auf. Dann emigrierte er und kehrte nach dem Krieg zurück, um das berühmte Studentenkino Capitol in Dahlem zu betreiben. Vermutlich kannte er den Autor Kurt Held aus seiner Zeit beim Kindertheater. Denn Kurt Helds Frau Lisa Tetzner engagierte sich schon lange vor ihrem Mann für Kinderliteratur. Jedenfalls nahm mein Onkel den Kontakt nach dem Krieg wieder auf und hat Kurt Held und seine Frau in der Schweiz mehrfach besucht."
50 Jahre später lernte auch Peter Kahane Kurt Helds Vermächtnis kennen; als er den Roman bei der Vorbereitung auf seinen Film las, war er begeistert: "Mir gefällt das soziale Moment an der Geschichte: Die Kinder sind Ausgestoßene, leben am Rande der Gesellschaft. Am Ende des Films kommen sie der Gesellschaft ein großes Stück näher: Sie werden aufgenommen, obwohl wir nicht genau wissen, wohin das führt, ob sich die Gesellschaft vielleicht ändern wird. Die Gesellschaft, das sind in diesem Fall die Bürger der Stadt. Es geht um Arm und Reich, um Hunger und ums Sattwerden, um den Unterschlupf in einer Burgruine oder das Wohnen in ordentlichen Häusern. Doch Kurt Held spult nicht einfach nur sein soziales Programm ab, sondern erzählt eine sehr lebhaft geschriebene Geschichte mit nachvollziehbar entwickelten, starken Figuren. Sie sind in sich auch sehr widersprüchlich, sie machen Spaß. Sie machen Fehler, sie streiten sich. Wir konnten leider nicht den gesamten Roman in den Film einbringen. Wir mussten einige Figuren weglassen: gerade die Bürger der Stadt kommen teilweise zu kurz."
Über die Produktion: Eine Bande wird besetzt
Die fünf Kinder der Bande sind die Hauptdarsteller des Films und beherrschen jede Szene. Was für die Filmemacher vor dem Dreh logistische Überlegungen erfordert: "Aufgrund gesetzlicher Vorgaben dürfen Kinder natürlich pro Drehtag nicht so lang arbeiten wie Erwachsene – bestimmte Ruhezeiten sind vorgeschrieben", sagt Regisseur Kahane. "Aber ansonsten gibt es relativ wenig Unterschiede zu den Erwachsenen. Doch Kinder arbeiten extrem intuitiv: Sie bemühen weniger Schauspieltechnik, arbeiten weniger rational und können kaum von sich abstrahieren. Vielmehr erfassen sie eine Situation, konzentrieren sich darauf und setzen alles so um, wie sie es in ihren Erfahrungshorizont einordnen. Sie reagieren ganz natürlich, vor allem die Darsteller, die noch keine umfangreichen Filmerfahrungen mitbringen. Das macht riesigen Spaß. Ich arbeite unglaublich gern mit Kindern. Natürlich hatte ich auch schon in meinen bisherigen Filmen gelegentlich mit Kindern zu tun. Aber einen ausgesprochenen Kinderfilm mit fünf Kindern als Helden drehte ich jetzt zum ersten Mal. Ich behandle sie genauso wie die Erwachsenen: Ich zeige ihnen, was ich will, ich bespreche mit ihnen die Situationen. Man kann wunderbar ernst mit ihnen reden. Sie bringen so unterschiedliche Begabungen mit, einfach toll!"
Die Kinder wurden während der gesamten Produktion von einem Schauspiel-Coach betreut. Und weil die Dreharbeiten von September bis November stattfanden, wurden sie neben dem Dreh auch unterrichtet, denn eigentlich hätten sie in dieser Zeit die Schulbank drücken müssen. Was die Kinder in dieser Zeit büffeln sollen, spricht der speziell für die Produktion verpflichtete Lehrer mit den jeweiligen Schulen ab. "Das System bewährt sich", sagt Producer Kruschak. "Alle Kinder haben nach ihrer Rückkehr den Anschluss in ihren Klassen geschafft." Außerdem richteten die Filmemacher es so ein, dass während des Drehs immer mindestens ein Elternteil der jungen Darsteller mit am Set war.
Die Hauptrollen wurden ausschließlich mit deutschen Darstellern besetzt. Die Titelrolle der roten Zora vertraute Regisseur Peter Kahane der damals 14-jährigen Linn Reusse an, deren Nachname Film- und Fernsehzuschauern besonders aus Ostdeutschland ein Begriff sein dürfte: Ihr Onkel Peter Reusse galt in den 60er- und 70er-Jahren als der "James Dean des Ostens". "Zur gleichen Zeit casteten wir auch die Rolle der Bürgermeistertochter Zlata, und dabei setzte sich Nora Quest deutlich von den anderen Kandidatinnen ab", sagt Produzent Kruschak. "Erst nachdem wir beiden zugesagt hatten, erfuhren wir, dass beide aus berühmten Schauspielerfamilien stammen." Nora Quests Großvater Hans Quest gehörte zu den erfolgreichsten Schauspielern und Regisseuren der deutschen Film- und Bühnengeschichte. Nach Engagements an der Berliner Volksbühne und den Hamburger Kammerspielen in den 30er- und 40er-Jahren inszenierte Quest bis in die 70er-Jahre hinein Kino- und Fernsehfilme.
"Wir durften schon eine Woche vor Drehstart nach Montenegro reisen und nutzten diese Zeit, um uns gegenseitig, aber auch die Drehorte kennen zu lernen", berichtet Linn Reusse. "Wir verstehen uns alle bestens, obwohl ich genau wie Zora das einzige Mädchen in der Gruppe bin." "Von Linn waren Peter Kahane und ich sofort hellauf begeistert", erinnert sich Ronald Kruschak. "Zora muss einerseits einfühlsam, sensibel und sanft wirken, was in den Szenen zum Ausdruck kommt, in denen sie Liebeskummer hat. Andererseits tritt sie als Bandenführerin sehr raubeinig auf. Wir merkten, wie schwer es ist, beide Charaktereigenschaften in einem Mädchen zu finden, das gleichzeitig auch Charisma und schauspielerisches Talent mitbringt. Viele der Berliner Mädchen beim Casting wirkten so ruppig und frech wie Zora, zeigten dann aber gar nichts von ihrer anderen Seite. Vom Charakter her entspricht Linn sicher eher Zoras sanften Eigenschaften, das Ruppige mussten wir ihr 'antrainieren'", lacht Kruschak. "Wie sie das dann vor der Kamera umsetzt, hat uns voll und ganz überzeugt." "Linn erlebe ich als große Entdeckung“, bestätigt Regisseur Kahane. "Auch die Großeltern arbeiten als Schauspieler, insofern ist sie nicht ganz unerfahren. Zunächst hatten wir einige Bedenken, weil sie nicht so extrem extrovertiert ist, wie es die Zora-Rolle eigentlich verlangt. Aber Linn hat viel Potenzial, eine sehr positive Ausstrahlung, großes Talent, eine Menge Energie. Sie wirkt absolut glaubwürdig, völlig natürlich. Und sie begriff sehr schnell, worauf es ankommt: Sie lernte, sich innerhalb der Gruppe zu öffnen, etwas zu zeigen."
Eine Neuentdeckung ist der Berliner Jacob Knoblauch: Als Branko stößt er am Anfang der Geschichte zu Zoras Bande. Jacob stand in "Die rote Zora" erstmals vor einer Kamera. "Wir waren sehr froh, als wir Jakob fanden", sagt Produzent Kruschak. "Für ihn war der Film ein Riesenabenteuer, denn unser Angebot kam für ihn völlig aus dem Nichts. Weil er anfangs sehr schüchtern war, machten wir uns zunächst Sorgen, denn er musste sich ja in die Gruppe der schon erfahrenen jugendlichen Kollegen integrieren. Er machte dann allerdings beim Dreh eine ganz entscheidende Entwicklung durch."
Dazu Regisseur Kahane: "Jakob ist ein sehr kontrollierter Mensch. Interessanterweise erlebten wir bei den Probeaufnahmen und Gesprächen, wie er sich in dem Moment völlig öffnete, als er eine Aufgabe gestellt bekam. Es brauchte natürlich auch etwas Training. Aber wir erkannten bald, dass er die Regieanweisungen verarbeiten und sich dann völlig konzentrieren kann. Dass er eher zurückhaltend ist, passt wunderbar zur Rolle. Er wird jedenfalls allen Facetten des Branko gerecht: Er kann jähzornig reagieren, er kann aufbegehren, er kann aber auch unglaublich charmant sein. Er ist ein sehr intelligenter Junge, wirkt äußerst sensibel und trotzdem energisch. Eine wunderbare Mischung für den Branko, gerade zu ideal."
Ein ganz anderer Typ ist dagegen Pascal Andres, der den kleinen, aber pfiffigen Nicola spielt. Pascal steht seit fünf Jahren regelmäßig in Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera und wird von seiner Familie sehr unterstützt.
Auch der aus Hamburg stammende David Berton, der den eifersüchtigen Duro spielt, ist bereits mehrfach in Fernsehproduktionen aufgetreten. Seit den Dreharbeiten zu "Die rote Zora" hat er in Kinderkrimis bereits zwei weitere Rollen gespielt.
Die Rolle des Bandenmitglieds Pavle übernimmt Woody Mues. Er kennt die Film- und Fernsehwelt schon sein Leben lang: Sein Vater ist der bekannte Schauspieler, Drehbuchautor, Schriftsteller und Hörbuchsprecher Dietmar Mues. Auch Woodys ältere Brüder Wanja und Jona haben sich der Schauspielerei verschrieben. Dazu Kruschak: "Woody war der letzte Junge, der besetzt wurde. Wir brauchten ihn, um die Gruppe auch optisch abzurunden. Ihm war es etwas peinlich, den tumben Muskelprotz zu mimen, denn er ist eigentlich das genaue Gegenteil.“
"Die Wahl unserer Darsteller hat sich beim Dreh bestätigt", berichtet Regisseur Kahane. "Die Jugendlichen bilden vor der Kamera ein Team, aber natürlich auch hinter der Kamera; das ließ sich bald nicht mehr klar unterscheiden. Sie lebten zweieinhalb Monate in einem Hotel zusammen. Privat strukturierte sich die Gruppe etwas anders als im Drehbuch, da spielten die Filmerfahrungen und die Altersunterschiede eine gewisse Rolle. Als Vernünftigster und Ältester hat Woody wesentlich zur guten Atmosphäre im Team beigetragen."
Über ihre erwachsenen Filmpartner sagt Linn Reusse: "Es ist total komisch, wenn Stars, die ich aus dem Fernsehen kenne, plötzlich leibhaftig vor mir stehen. Vor einem Jahr hätte ich nie geglaubt, einmal mit Ben Becker im Hotel zu sitzen und Lieder zu singen. Das ist sehr lustig, und sehr schnell empfindet man das als ganz normal."
"Mir macht die Arbeit mit den Kindern Spaß", bestätigt Ben Becker. "Sie sind unglaublich neugierig, nicht abgebrüht, nicht professionell; und sie wollen noch etwas lernen. Es ist ein Vergnügen, mit Leuten zu arbeiten, die nicht abgefrühstückt sind! Als ich merkte, dass die Kinder ein bisschen schüchtern sind, dachte ich mir: 'Die besuche ich mal.' Ich fuhr also in ihr Hotel und setzte mich mit ihnen zusammen. Das kam offenbar gut an, und mir machte das ebenfalls Spaß. Ich spielte Gitarre, hab’ gesungen und Geschichten erzählt. Und ich habe mir angehört, was sie zu erzählen haben, welche Musik sie mögen. Sie brachten mir ein paar Griffe auf der Gitarre bei, die ich noch nicht kannte. Das war klasse."
"Bei der Auswahl der erwachsenen Darsteller ging es mir vor allem um prägnante, klare Typen", berichtet Kahane. "Ben Becker und Dominique Horwitz sind ausgesprochen starke Persönlichkeiten, haben eine ganz besondere, deutliche Ausstrahlung, eine ganz klare Physiognomie. Daher sind sie für einen Film wie 'Die rote Zora' hervorragend geeignet. Und Mario Adorf, der einzige erwachsene Verbündete der kleinen Filmhelden, ist ein volksnaher, wunderbarer Schauspieler. Den wählten wir natürlich aufgrund seines positives Charismas aus. Denn er ist der Einzige, der in unserer Story wirklich gut mit den Kindern umgeht und ihre Partei ergreift. Ich bin sehr, sehr glücklich über diese Besetzung.
"Ich spiele gern mit Kindern, habe mich seit 'Momo' als eine Art Spezialist in diesem Genre etabliert", sagt Mario Adorf. Und Creative Producer Kruschak fügt hinzu: "Mario Adorf ist für die Rolle des Fischers Gorian die absolute Idealbesetzung. Bei Schauspielern der alten Schule wie Adorf erlebe ich es immer wieder, wie eisenhart professionell sie sich den Bedingungen des Drehs stellen. Adorf war morgens der Erste am Set (und brachte damit das einheimische Team zum Staunen), er machte sich über seine Rolle Gedanken, diskutierte immer wieder seine Rolle, brachte sich mit großem Interesse ein, überarbeitete mit dem Regisseur seine Szenen: ein Profi reinsten Wassers."
Der in Köln lebende Hilmi Sözer und sein in Hamburg ansässiger Schauspielerkollege Badasar Calbiyik standen als Darsteller der trotteligen Ortspolizisten schon früh fest und bilden im Lager der erwachsenen Gegner der Kinder den satirisch-lustigen Gegenpol zu den bitterbösen Schurken Karaman (Ben Becker) und Bürgermeister Ivekovic (Dominique Horwitz).
Der schnöselige und geldgeile Fischgroßhändler Karaman ist eine Paraderolle für Ben Becker. "Er kann ebenso arrogant wie witzig auftreten, zeigt eine hervorragende Leistung, und wir wissen von vornherein: Er kann das spielen, was wir von dieser Rolle erwarten", sagt Kruschak.
"Ich war als Kind selbst Mitglied von Banden und Cliquen", sagt Ben Becker. "Auf irgendwelchen Trümmer-Grundstücken gruben wir zwei Meter tiefe Löcher, die wir überdachten und mit Laub tarnten. Wir klauten und machten Streiche. Ich hätte in die Bande der roten Zora gut hineingepasst!"
Über Karaman sagt er: "Fieslinge spiele ich ausgesprochen gern. Inzwischen werde ich oft mit ihnen identifiziert, was mich manchmal nervt, weil ich auch andere Rollen gespielt habe. Aber mir macht es Spaß, denn das Böse hat eine gewisse Anziehungskraft. Ich habe als Kind bei 'Edgar Wallace' immer darauf gewartet, bis der Wahnsinnige mit dem Silbertablett spricht. Das fasziniert irgendwie."
Karaman bemüht sich, an der Adria-Küste ein Fischhandelsmonopol aufzubauen. Dazu Becker: "Ich lese gerade die Biografie von Franz Josef Strauß und entdecke da einige Ähnlichkeiten. Es geht darum, ein ganzes Dorf, eine ganze Region für sich zu vereinnahmen. Das macht man halt über Klüngelei mit den Mächtigen!"
Doch nicht alles läuft nach Plan, immer wieder werden Karamans Winkelzüge durch Zora und ihre Bande torpediert. Schließlich kommt es auf dem Markt zu einer Keilerei mit Frischfisch als Geschossen. Den Ekelfaktor dieser Szene kommentiert Becker: "Da habe ich schon Schlimmeres erlebt. Schauspielerei ist Schauspielerei. Da muss man sich manchmal auf der Bühne nackt ausziehen, oder man steht schon mal im Winter in der Kälte. Oder man bekommt eben einen Fisch ins Gesicht. Lebensgefährlich ist das ja nicht. Da die Adriaküste tatsächlich eine Fischgegend ist, was ich sehr genieße, fand ich das eher lustig. Ich durfte mir auch den Fisch, den ich ins Gesicht bekommen sollte, aussuchen.“
Karaman steckt mit Bürgermeister Ivekovic unter einer Decke, der von Dominique Horwitz dargestellt wird.
Produzent Kruschak: "Ich kannte Dominique bereits von früheren Dreharbeiten, ich weiß, wie vielseitig er ist. Oft spielt er sympathische Typen. Ihm machte der Bürgermeister großen Spaß, und er setzte der Figur selbst die Krone auf, als er beschloss, sich für die Rolle eine Glatze scheren zu lassen und einen künstlichen Schmerbauch um die Taille zu binden. Als theatererfahrener Schauspieler bastelt er gern an seinen Dialogen, bringt immer neue Vorschläge ein; die Arbeit mit ihm sorgt immer für gute Laune."
Und die ist für die Atmosphäre am Set unabdingbar. Denn ein Film besteht nicht aus isolierten Einzelleistungen, ohne Teamarbeit geht gar nichts. "Damit hatten wir in diesem Film keinerlei Probleme", freut sich Kruschak. "Denn die Chemie der Darsteller untereinander stimmt!"
Über die Produktion: Am Strand der Adria
Am 26. September 2006 fiel in Montenegro die erste Klappe. Ende November waren die Dreharbeiten planmäßig abgeschlossen.
"Der Roman spielt in den 30er Jahren in Kroatien. Wir drehten in Montenegro, weil wir dort sehr malerische, historisch anmutende Städte an der Küste und eine schöne Burg für unsere Bande fanden", sagt Claudia Schröder. "Die rote Zora" ist damit der erste im freien Staat Montenegro produzierte Film.
Es war schwierig, einen Landstrich zu finden, der sich trotz des modernen Tourismus nicht verändert hat. Der Roman spielt im kroatischen Senj, das heute leider als Schauplatz nicht mehr infrage kommt, Claudia Schröder suchte daher entlang der Adria intensiv nach geeigneten Locations.
Das Mitarbeiterteam setzte sich aus Deutschen, Montenegrinern, Kroaten, Serben und Slowenen zusammen. Produktionsdesigner ist Aleksandar Denic aus Belgrad, der schon mit Emir Kusturica erfolgreich zusammengearbeitet hat. Darüber hinaus sind auch einige Nebenrollen mit montenegrinischen Schauspielern besetzt.
"Unser slowenischer Service-Produzent Brana Srdic organisierte das Team vor Ort in Montenegro", berichtet Producer Kruschak. "Neben den deutschen Mitarbeitern stammte die größte Crew-Gruppe aus Serbien. Als Assistenten verpflichteten wir Studenten der Medienhochschule in Montenegro. Unterstützt hat uns auch der montenegrinische Produzentenverband. Unser Kameramann Dragan Rogulj ist gebürtiger Kroate, lebt und arbeitet aber schon seit langem in Deutschland. Das kam uns in diesem Fall natürlich sehr zugute."
"Der hervorragende Produktionsdesigner Aleksandar Denic ist ein äußerst kreativer Mann, dem ich durchaus eine internationale Karriere zutraue", sagt Schröder. "Als wir auf Location-Suche nach Montenegro kamen, konnte er uns bereits mehrere Vorschläge für die Hauptmotive Bucht, Stadt und Burg präsentieren."
Die historischen Autos, die durchs Bild fahren, stammen aus Belgrad von einem Spezialisten für Oldtimer.
Über die Produktion: Fische aus dem Computer
"Im Filmgeschäft wird davor gewarnt, mit Kindern und Tieren zu drehen, viel Außen-Action und computergenerierte Bilder einzusetzen, weil all dies schwer planbare und kaum kontrollierbare Faktoren sind. Nun, wir sind stolz darauf, all diese Elemente in unserem Film zu haben", meint Executive Producer Malte Grunert lachend.
Laut Romanvorlage wartet Gorian darauf, dass die Thunfische in seine Bucht kommen; ohne die Fische kann man die Geschichte also schlecht erzählen. „Thunfische mag es früher in der Adria mal gegeben haben, heute aber nur noch in japanischen Zuchttanks", berichtet Claudia Schröder. "Wahrscheinlich hat Kurt Held dieses Motiv etwas ins Märchenhafte übersteigert. Jedenfalls lassen sich diese Fische für einen Auftritt vor der Kamera nicht dazu abrichten, auf Kommando Wassersprünge zu vollführen. Und Tintenfische gibt es zwar in der Adria, aber nicht solche Riesenkraken, wie Held sich für seine Geschichte ausdachte. Wir fragten uns also: Wenn es ohne Thunfische nicht geht, verwenden wir für die Szene Archivbilder aus einem Dokumentarfilm? Die Alternative, für die wir uns entschieden: Wir schufen die Fische im Computer."
Weil von Anfang an die schwedische Firma Sonet Film als Co-Produzent an Bord war, entstanden die Effekte im Studio Trollhättan in West-Schweden, wo auch Lars von Trier seine Filme dreht. Sonet Film stellte den Kontakt zur Firma Chimney Pot her, die sich in Trollhättan auf visuelle Effekte spezialisiert hat und unter anderem an Musikvideos für Madonna und Paul McCartney gearbeitet hat.
Sind solche aufwändigen Effekte im Budget eines Kinderfilms vorgesehen? "Ein normaler Kinderfilm war 'Die rote Zora' nie", meint Kruschak. "Denn wenn man mit sechs kindlichen Hauptdarstellern und auch Tieren monatelang an einem exotischen Schauplatz im Ausland dreht, ist jedermann klar, dass ein höheres Budget als üblich nötig ist."
Regie
Peter Kahane wurde 1949 als Sohn des Journalisten und Auslandskorrespondenten Max Kahane und der Malerin und Grafikerin Doris Kahane in Prag geboren. 1950 kehrte seine Familie in die DDR zurück. 1972 bekam er durch den Regisseur Karlheinz Mundt die Chance, beim Dokumentarfilm "Die Mitarbeiterin" als Rechercheur und Hospitant mitzuarbeiten. Ab 1973 übernahm er im DEFA-Studio für Spielfilme Assistenzen und Vertretungen, unter anderem bei Roland Gräf und Hans Kratzert, bis er 1975 sein Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg mit der Fachrichtung Regie begann. 1983 gab er mit dem 45-minütigen Spielfilm "Weiberwirtschaft" sein Debüt. Ein Jahr später entstand sein erster abendfüllender Film "Ete und Ali".
Filmmusik
Seit seiner Kindheit interessierte sich Detlef Petersen für Musik, nahm Klavier- und Geigenstunden. Er studierte Musik in Hamburg. Sein Durchbruch gelang ihm Mitte der 1970er-Jahre mit der Rockgruppe Lake, die nicht nur in Europa Erfolge verbuchte, sondern auch in den USA die Top 20 erreichte. In Deutschland wurde Lake drei Jahre lang zur Band des Jahres gekürt. 1977 gewann die Gruppe den Deutschen Schallplattenpreis. Ein Jahr lang war Petersen in Los Angeles als Produzent und Komponist an Schallplatten verschiedener amerikanischer Musiker beteiligt. In Deutschland arbeitete er als Produzent und Komponist unter anderem mit Hannes Wader und Udo Lindenberg zusammen. Seit 1990 schreibt er vorwiegend Filmmusiken.