Spišský hrad ist mit über vier Hektar die größte Burgruine Mitteleuropas
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"die Blutgräfin" Elisabeth Báthory (1560-1614)

Elisabeth Báthory
    Den 1897 veröffentlichten Vampir-Klassiker "Dracula" von Bram Stoker kennt wohl jeder. Ebenso blutrünstig hört sich die historisch belegte "Schwester-Geschichte" von der Burg Čachtice an. Ab 1585 tötete Elisabeth Báthory (slowakisch Alžbeta Bátoriová, ungarisch Báthory Erzsébet) Jungfrauen und badete angeblich in deren Blut. Im Guinness-Buch der Rekorde wird sie als Frau mit den meisten Morden aufgeführt. Mehrere Quellen geben Zahlen von über 600 Opfern an. Ein Einfluss dieser Geschehnisse auf Stokers Klassiker wird immer noch kontrovers diskutiert.

    Elisabeth wurde am 7. August 1560 geboren, sie entstammt einer reichen ungarischen Adelsfamilie. Diese übte vom 14. bis zum 17. Jahrhundert großen Einfluss in Mittelosteuropa aus, eine weitläufige Verwandtschaft bestand angeblich mit "Dracula" Vlad III. Ţepeş Drăculea. Berühmtestes Familienmitglied ist ihr Onkel Stephan Báthory (ungarisch Báthory István, polnisch Stefan Batory, 1533-1586), Fürst von Siebenbürgen von 1571 bis 1586. Nach seiner Hochzeit mit Prinzessin Anna Jagiellonica (1523-1596) wurde das Paar (!) 1576 als König von Polen und Großfürst von Litauen bestätigt, blieb aber kinderlos.
     Elisabeth heiratete 1575 den ungarischen Feldherren Franz Nádasdy, mit dem sie fünf Kinder bekam. Nach seinem Tod 1604 entfaltete sich ihr Sadismus gegenüber ihren Geschlechtsgenossinnen ungehemmt auf der Burg Čachtice, aber erst das Verschwinden adliger Opfer führte zu ihrem Sturz. Trotz kaum kaschierter Verbrechen hielten die Slowaken in den benachbarten Dörfern lange still, mitunter wurden Leichen ganz einfach auf umliegende Felder geworfen und von Wölfen "verwertet". 
    Nach der Erstürmung der Burg am 29. Dezember 1610 unter Georg Thurzo gruben Soldaten am Fuße der Burg rund 50 Leichen aus. Ein ordentlicher Prozess gegen die Hauptschuldige fand jedoch nicht statt. Thurzos "Privatgericht" in Bytča lud insgesamt 350 Personen vor. Mitglieder des Hofstaates wurden verurteilt und hingerichtet. Über den Grad von Elisabeths anschließender Bewegungsfreiheit auf der Burg Čachtice existieren kontroverse Theorien. Angeblich wurde sie in einem Zimmer bei vermauerten Fenstern eingesperrt und vegetierte dort bis zu ihrem Tod am 21. August 1614 dahin. Sie interpretierte ihren Sturz bis zuletzt als Verschwörung der katholischen Kirche.
    Als mildernden Umstand für die Blutgräfin könnte man anführen, dass heutzutage eine Verlobung mit 11 Jahren und eine Hochzeit mit 15 Jahren wohl als Kindesmisshandlung gelten würde. Zudem kam Inzest damals an der Spitze des ungarischen Adels oft vor und führte zu Degenerationen, vielleicht deshalb war Elisabeth Epileptikerin. Überhaupt herrschte damals wenig Mitgefühl, gegenüber Bauernmädchen schon gar nicht.

    Elisabeths Enkel Franz III. Nádasdy (1622-1671) wurde als führender Kopf der Magnatenverschwörung gegen die Habsburger enthauptet. Thurzos Prozessakten waren ab 1817 zugänglich.
     Nach dem Zusammenbruch des Realsozialismus waren der Bevölkerung von Čachtice mehrmals in betrügerischer Absicht tolle Vermarktungsversprechen dieser vielleicht nicht uneingeschränkt für eine friedliche Slowakei-Reklame tauglichen Story gemacht worden. Elisabeths berühmtes Porträtbild von 1585 wurde gestohlen. Anschließend gingen die Ortsansässigen eine Weile lang sehr vorsichtig mit der Burggeschichte um.
    Zu weiteren mit Elisabeth in Verbindung stehenden Burgen der Slowakei gehören Beckov, Čičava, Devín, Divín, Ilava, Lietava, sie besaß Stadthäuser in Wien, Sopron, Trnava und Piešťany sowie Weingüter.

Phantasievolle Ausschmückungen

    Als böten die tatsächlichen Geschehnisse nicht Stoff genug, gab es immer wieder Behauptungen, die zu bezweifeln sind, beispielsweise:
  • Elisabeth erlebte als Neunjährige die Vergewaltigung und Tötung ihrer beiden älteren Schwestern (es existieren laut Axelrod Hochzeitsdokumente der Schwestern) bei einem Bauernaufstand aus nächster Nähe.
  • Ein Diener auf Schloss Sárvár schwägerte Elisabeth (dort gab es laut Axelrod eine Frau mit zufällig gleichem Namen) vor ihrer Hochzeit.
  • Bei der Erstürmung von Čachtice fand man angeblich frisch im Eisblock gefrorene Opfer, die ins Freie gejagt und immer wieder mit Wasser bespritzt worden waren.

    Völlig ins Reich der Phantasie zu verweisen ist die Legende, Elisabeth habe in Blut gebadet und sich davon eine Verjüngung versprochen. Schon eine wissenschaftliche Untersuchung 1812 widerlegte entsprechende Gerüchte, allein wegen der Gerinnungszeit erscheinen derartige Schönheitsbäder unglaubwürdig. Wirksame Gerinnungshemmer waren unbekannt, ihre Erforschung und ihr Einsatz begannen vor etwa 100 Jahren. Außerdem ist nichts, aber auch absolut gar nichts über Blutbäder in den Prozessakten zu finden.

    1984 veröffentlichte László Nagy seine Antithese, dass Elisabeths Sadismus gegenüber ihren Dienerinnen maßlos übertrieben und sie letztendlich durch eine politischen Intrige des Hauses Habsburg vernichtet wurde. Seiner Meinung nach waren Zeugen gekauft, und auch Aktionen der Habsburger gegen andere Mitglieder der Familie wie Gabriel Báthory (1589-1613) wertet er als bestätigende Parallele. Geschichte wird zwar bis in unsere Tage hinein oft gefälscht, aber die Belege für die exzessive Mordserie sind wesentlich breiter gestreut als die Grundlagen für prinzipielle Zweifel.

Künstlerische Bearbeitungen

    Der Zugriff auf Elisabeth Báthory als Vorlage für künstlerische Bearbeitungen in Literatur, Ton und Bild ist zwar weniger häufig als der auf den Rumänen Vlad Ţepeş, führte aber dennoch inzwischen zu einer praktisch unüberschaubaren Fülle. Hier eine kleine Auswahl mit sehr direktem Bezug:
  • Ernst Benjamin Salomon Raupach veröffentlichte "Laßt die Todten ruhen" 1823 als Erzählung, 1829 als Theaterstück.
  • Auf die Legende von den Blutbädern bezieht sich Leopold Ritter von Sacher-Masoch in seiner Novelle "Ewige Jugend" (1886).
  • Seit "Countess Dracula" (1970) mit Ingrid Pitt wurde die Blutgräfin wieder verstärkt mit Vampirgeschichten in Zusammenhang gebracht.
  • "Les lèvres rouges" (Blut an den Lippen, 1971) des belgischen Regisseurs Harry Kümel verknüpfte Aspekte der Überlieferungen mit dem Alltag der Drehzeit.
  • Im erotischen Episodenfilm "Contes immoraux" (Unmoralische Geschichten, 1974) suhlte sich Picassos Tochter Paloma im Blut.
  • Die tschechoslowakische Filmkomödie "Tajemství hradu v Karpatech" (1981) verbindet Jules Vernes Roman "Das Karpatenschloss" mit Andeutungen des Čachtice-Grusels.
  • Die schwedische Metal-Band Bathory existierte von 1983 bis zum Tod ihres Gründers Thomas "Quorthon" Forsberg 2004.
  • Konzeptalben zur frei interpretierten Geschichte lieferten 1998 die britische Band Cradle of Filth aus Suffolk und 2006 die deutsche Band Untoten aus Berlin.
  • 2008 brachte der slowakische Kult-Regisseur Juraj Jakubisko "Báthory, Countess of Blood" mit Anna Friel heraus, seinen ersten englischsprachigen und bisher aufwendigsten Film.

Franz II. Nádasdy von Fogarasföld (1555-1604)

Georg III. Thurzo von Bethlendorf (1567-1616)

Axelrods Bücher

    Die Österreicher Gerald Axelrod und Liane Angelico gehen in ihren Büchern im Stürz Verlag unter anderem den Schauergeschichten rund um die Blutgräfin nach, wahrscheinlich ist "Die Geheimnisse der Blutgräfin Elisabeth Báthory (Ihr Leben mit Fotografien aus der Slowakei, Österreich und Ungarn)" das beste derzeit verfügbare Buch zum Thema überhaupt. Sorgfältige Recherchen zur Geschichte werden ergänzt durch stimmungsvolle Fotos, die oft die betreffenden Gemäuer bei düsteren Wolkenhimmel zeigen.
Axelrod: Báthory
Axelrod: Nibelungen
Axelrod: Dracula

Darja Nikolajewna Saltykowa (1730-1801)