jüdisches Restaurant am galizischen Marktplatz in Nowy Sącz

Isabella für rustikale Gerichte

mit Dank an Thomas Brandl für seine Erläuterungen
    "Minderwertige amerikanische rote Rebsorte, die nach der Reblaus-Invasion in Europa häufig angepflanzt wurde. Man findet sie heute vereinzelt immer noch, doch wird sie praktisch nicht mehr zur Weinerzeugung verwandt."
Eine solch arrogante Bewertung der Isabella kann man in mehreren Online-Nachschlagewerken lesen. Sogar von einer Note nach Fuchsurin (Fox-Ton) wird gesprochen.
    Oft völlig entgegengesetzt urteilen die Besucher Moldaus. Isabella-Wein dominiert viele Dörfer und wird bis hin in die besten Restaurants des Landes als Begrüßungstrunk angeboten. Seriöse Großkellereien ziehen ihn auf Flaschen. Er passt perfekt zu rustikalen Gerichten. Ein leichter hellroter Wein mit hohem Wiedererkennungswert. Die ausgeprägte Walderdbeernote ist sicher nicht jedermanns Geschmack. Aber das positive Urteil überwiegt.
    Über 50 Synonyme weisen auf die Bedeutung hin: Albany, Americana, Erdbeertraube, Fragola, Isabellinha, Odessa, Strawberry, ...
    Also könnte man zur Nachbereitung seines Moldau-Urlaubs dann ein paar Flaschen in einem deutschen Spezialgeschäft kaufen? Fehlanzeige! Nach EU-Recht dürfen Isabella-Weine nicht als Qualitätsweine bezeichnet werden und sind ausschließlich für den Eigenverbrauch erlaubt. Offizielle Begründung ist ein geringfügig höherer Methanolgehalt gegenüber üblichen europäischen Produkten. Für jedes EU-Weinbaugebiet gibt zudem eine Liste die erlaubten Rebsorten vor. Nix da mit freier Marktwirtschaft.
    Eher möglich ist ein Kauf von Isabella-Pflanzen für den eigenen Garten. Schon rohe Früchte riechen und schmecken nach Walderdbeeren so wie das resultierende Getränk. Die ungleichzeitige Reife der Trauben und ein schleimiger Most erfordern jedoch Sorgfalt bei der Ernte und beim Keltern.
    Der amerikanische Züchter William Robert Prince (1795-1869) erhielt angeblich entsprechendes Pflanzenmaterial von Isabella Gibbs. Schon um 1820 kam die Sorte nach Europa. Weltweit wird Isabella auf etwa 70000 Hektar gewerbsmäßig angebaut. Die Pflanzen sind sehr widerstandsfähig und wachsen in verschiedenen Klimazonen. Sie kommen gut sowohl mit frostigen als auch mit tropischen Verhältnissen zurecht.
    Hier liegt wahrscheinlich der wahre Grund des EU-Banns. Die Weinbaunationen Frankreich und Italien wollen keine zusätzliche Konkurrenz aus Ländern wie Brasilien.
    Ausnahmeregelungen gibt es für die Weinverschnitte Uhudler aus dem Osten Österreichs und Fragolino aus dem Norden Italiens. Reinen Isabella-Wein führt der Handel jedoch nur außerhalb der EU. Prosit Moldova!
    Eine weiterer in EU-Europa noch relativ unbekannter, wenn auch nicht geächteter Wein ist der aus Kachetien in Georgien stammende Saperavi. Es sind ebenfalls robuste Pflanzen mit Beerenaroma, die Trauben reifen aber später und ergeben sowohl bezüglich Farbe als auch Alkoholgehalt kräftigere Getränke.