Zwei Kilometer von der Landesgrenze entfernt findet man auf polnischer Seite der Pieniny-Berge das Dörfchen Niedzica (deutsch Niest, slowakisch Nedeca, ungarisch Nedeczvár) am Jezioro Czorsztyńskiego (Schorstiner Stausee).
Die
Burg Niedzica wurde zwischen den Jahren 1320 und 1326 am rechten Ufer des Dunajec als gotische Grenzfestung Ungarns erbaut. Czorsztyn gegenüber gehörte schon zu Polen. Noch bis 1931 gab es Leibeigenschaft in der Gegend. 1963 wurde in der Burg ein Museum mit archäologischen und historischen Exponaten eingerichtet. Die Errichtung des Stausees zog sich unter einigen Protesten der Anlieger von 1976 bis 1997 hin.
1760 war der adelige Draufgänger Sebastian Berzewiczy, ein entfernter Verwandter der damaligen Burgherren von Niedzica, angelockt von Berichten über Inkaschätze nach Peru gereist. Gold fand er keines, doch verliebte er sich in eine direkte Nachfahrin des von Pizarro unterjochten Atahualpa, die er vor einer spanischen Patrouille gerettet hatte.
Bald nach der katholischen Heirat starb die Inkaprinzessin 1762 bei der Geburt der ersten Tochter Umina. Diese wiederum bekam einen Sohn mit einem Ururenkel des letzten Inkaherrschers Tupac Amaru.
Um das Herrschergeschlecht zu retten, reiste Berzewiczy mit der Familie der Tochter und Angehörigen des Inkahofstaates nach Europa zurück. Schon in Venedig wurde der Schwiegersohn von Schergen des spanischen Königs erdolcht, 1797 wurde dann Umina in Niedzica aufgespürt und umgebracht. Um seinen Enkel Antonio, den nunmehr letzten Inkaprinzen, ein für allemal untertauchen zu lassen, soll ihn Berzewiczy als Adoptivsohn an seinen Neffen namens Benes weitergegeben haben.
Es heißt, irgendwo bei Niedzica oder Tropsztyn (Tropstein) sei ein Inkaschatz verborgen, mit dem Waffen für die Vertreibung der Spanier aus Peru gekauft werden sollten.
Im Jahr 1946 fand der 1918 geborene Andrzej Benesz in Krakau die Adoptionsurkunde seines Urgroßvaters, die ihn als Nachfahre der Inkakönige ausweist. In dem Dokument war das Versteck einer Art Knotenschrift-Landkarte beschrieben, die wiederum zu einem Schatz führen soll. Dieses "Quipa" wurde auf der Burg unter einer Treppe in einem Zinnrohr gefunden, nur konnte niemand die altperuanische Knotenschrift entziffern. Wenige Tage später starben Soldaten, die bei der Entdeckung anwesend waren, durch einen Brand.
Zwei Expeditionen entsandte Benesz, inzwischen ein hochrangiger Politiker, in den siebziger Jahren nach Peru, um die geheimnisvolle Schrift zu entschlüsseln. Beide Male verschwanden die Expeditionsteilnehmer spurlos. Dabei ging die Knüpfkarte verloren. 1976 kam Benesz auf dem Weg von Warschau nach Danzig bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben. Einen Tag später wollte er angeblich seinen Sohn zum achtzehnten Geburtstag gemäß einer Tradition in alle Familiengeheimnisse einweihen. Wiederum ein paar Jahre später brach ein gesund wirkender Pole bei Pendel-Berechnungen zur Schatzsuche tot am Tisch zusammen. Herzinfarkt.
Die Dorfbewohner glauben an einen Fluch, der auf dem Inka-Schatz liegen müsse. Inzwischen meint der Historiker Aleksander Rowinski, das Versteck zu kennen. Das Gelände dort gehört allerdings einem Geschäftsmann, der die entsprechenden Gänge angeblich mit 300 Tonnen Beton versiegeln ließ. Er benötige für sein Glück kein Gold, wird der Besitzer zitiert.