Den 1897 veröffentlichten Vampir-Klassiker "Dracula" von Bram Stoker kennt wohl jeder. Ebenso blutrünstig hört sich die historisch belegte "Schwester-Geschichte" von der
Burg Čachtice an. Ab 1585 tötete Elisabeth Báthory (slowakisch Alžbeta Bátoriová, ungarisch Báthory Erzsébet) Jungfrauen und badete angeblich in deren Blut. Im Guinness-Buch der Rekorde wird sie als Frau mit den meisten Morden aufgeführt. Mehrere Quellen geben Zahlen von über 600 Opfern an. Ein Einfluss dieser Geschehnisse auf Stokers Klassiker wird immer noch kontrovers diskutiert.
Elisabeth wurde am 7. August 1560 geboren, sie entstammt einer reichen ungarischen Adelsfamilie. Diese übte vom 14. bis zum 17. Jahrhundert großen Einfluss in Mittelosteuropa aus, eine weitläufige Verwandtschaft bestand angeblich mit "Dracula" Vlad III. Ţepeş Drăculea. Berühmtestes Familienmitglied ist ihr Onkel Stephan Báthory (ungarisch Báthory István, polnisch Stefan Batory, 1533-1586), Fürst von Siebenbürgen von 1571 bis 1586. Nach seiner Hochzeit mit Prinzessin Anna Jagiellonica (1523-1596) wurde das Paar (!) 1576 als König von Polen und Großfürst von Litauen bestätigt, blieb aber kinderlos.
Elisabeth heiratete 1575 den ungarischen Feldherren Franz Nádasdy, mit dem sie fünf Kinder bekam. Nach seinem Tod 1604 entfaltete sich ihr Sadismus gegenüber ihren Geschlechtsgenossinnen ungehemmt auf der Burg Čachtice, aber erst das Verschwinden adliger Opfer führte zu ihrem Sturz. Trotz kaum kaschierter Verbrechen hielten die Slowaken in den benachbarten Dörfern lange still, mitunter wurden Leichen ganz einfach auf umliegende Felder geworfen und von Wölfen "verwertet".
Nach der Erstürmung der Burg am 29. Dezember 1610 unter Georg Thurzo gruben Soldaten am Fuße der Burg rund 50 Leichen aus. Ein ordentlicher Prozess gegen die Hauptschuldige fand jedoch nicht statt. Thurzos "Privatgericht" in Bytča lud insgesamt 350 Personen vor. Mitglieder des Hofstaates wurden verurteilt und hingerichtet. Über den Grad von Elisabeths anschließender Bewegungsfreiheit auf der Burg Čachtice existieren kontroverse Theorien. Angeblich wurde sie in einem Zimmer bei vermauerten Fenstern eingesperrt und vegetierte dort bis zu ihrem Tod am 21. August 1614 dahin. Sie interpretierte ihren Sturz bis zuletzt als Verschwörung der katholischen Kirche.
Als mildernden Umstand für die Blutgräfin könnte man anführen, dass heutzutage eine Verlobung mit 11 Jahren und eine Hochzeit mit 15 Jahren wohl als Kindesmisshandlung gelten würde. Zudem kam Inzest damals an der Spitze des ungarischen Adels oft vor und führte zu Degenerationen, vielleicht deshalb war Elisabeth Epileptikerin. Überhaupt herrschte damals wenig Mitgefühl, gegenüber Bauernmädchen schon gar nicht.
Elisabeths Enkel Franz III. Nádasdy (1622-1671) wurde als führender Kopf der Magnatenverschwörung gegen die Habsburger enthauptet. Thurzos Prozessakten waren ab 1817 zugänglich.
Nach dem Zusammenbruch des Realsozialismus waren der Bevölkerung von Čachtice mehrmals in betrügerischer Absicht tolle Vermarktungsversprechen dieser vielleicht nicht uneingeschränkt für eine friedliche Slowakei-Reklame tauglichen Story gemacht worden. Elisabeths berühmtes Porträtbild von 1585 wurde gestohlen. Anschließend gingen die Ortsansässigen eine Weile lang sehr vorsichtig mit der Burggeschichte um.
Zu weiteren mit Elisabeth in Verbindung stehenden Burgen der Slowakei gehören Beckov, Čičava, Devín, Divín, Ilava, Lietava, sie besaß Stadthäuser in Wien, Sopron, Trnava und Piešťany sowie Weingüter.